S&T möchte den TecDAX erobern

25.10.2013 | Austria

Prior Börse Nr. 76/25. Oktober

Hannes Niederhauser zu Besuch in der Prior-Redaktion. Der Österreicher gehörte zu den Gründern des TecDAX-Konzerns Kontron. Als Vorstandschef schraubte der Ingenieur den Umsatz zwischen 1998 und 2007 von etwa 35 Millionen auf 450 Millionen Euro. Nach einem kurzen Ausflug in das Privatleben wollte es Niederhauser ein zweites Mal wissen. 2008 übernimmt der Unternehmer das Ruder bei Quanmax (vormals Gericom). 70 Mitarbeiter erzielten rund 28 Millionen Euro Umsatz. 2012 dann die Verschmelzung mit dem österreichischen IT-Dienstleister S&T. Der neue Konzern, der als S&T firmiert, erlöste 2012 mit gut 1.500 Mitarbeitern in 20 Ländern 330 Millionen. Damit wurden Niederhausers Visionen, die er beispielsweise 2010 auch bei einem Redaktionsbesuch äußerte, weit übertroffen. Für das laufende Geschäftsjahr stellt der gebürtige Linzer einen Gewinnanstieg um 25% auf 12 Millionen nach Steuern in Aussicht. Der Umsatz dürfte nach unserer Schätzung bei etwa 350 Millionen landen.

Stolz ist Niederhauser auf die Bruttogewinnmarge, die mit etwa 35% bis zu doppelt so hoch liegt wie bei wichtigen Wettbewerbern. Niederhauser führt die überdurchschnittliche Profitabilität auf einen margenstarken Produktmix zurück. 25% der Umsätze werden mit selbstentwickelter Software erzielt, ein weiteres Viertel mit Dienstleistungen. Etwa die Hälfte der Erlöse entfallen auf das typischerweise ertragsschwache Handelsgeschäft. Bei vielen Wettbewerbern liegt dieser Anteil deutlich höher. S&T setzt auf das Thema Cloud. Der Markt für Anwendungen in dezentralen Rechenzentren sei zwar nach Niederhausers Angaben noch sehr klein, wachse aber mit 60% jährlich.

Unternehmen treibt die Angst vor Industriespionage um. Produkte für Datensicherheit sind daher stark gefragt. Mit einem entsprechenden Sortiment hofft S&T von diesem Trend zu profitieren. Überhaupt sieht Niederhauser die gesamte ITBranche im Aufwind. Schlagworte wie big data oder mobility beflügeln die Phantasie. Zum Zeitpunkt der Übernahme war S&T ein Sanierungsfall. Manche Beobachter fürchteten, Niederhauser könnte sich an diesem großen Brocken verschlucken. Doch inzwischen ist das Unternehmen solide finanziert, dazu trägt auch eine in diesem Jahr aufgelegte Mittelstandsanleihe (Kupon 7,25%) bei. Niederhauser verweist darauf, daß sein Unternehmen seit acht Quartalen infolge wächst. Auch für die kommenden Jahre halten wir ein zweistelliges Umsatzwachstum mit überproportionalen Gewinnsteigerungen für möglich.

Niederhausers neueste Vision: Mittelfristig soll S&T in den TecDAX aufsteigen. Angesichts solcher Perspektiven ist der Börsenwert von 108 Millionen Euro ein Witz. Aktueller Kurs 2,72 Euro. Das KGV (2014) schätzen wir auf 8. Für namhafte Wettbewerber werden Aufschläge zwischen 50 und 100% gezahlt. Die S&T-Aktie hat also noch beträchtliches Potential.

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