20 Prozent EBITDA-Wachstum in den ersten neun Monaten 2014, erstmals in der Geschichte Dividenden, eine zentrale Position im Smart-Grid-Markt und eine beeindruckende Projektpipeline. S&T muss man zurzeit mögen.
Selten gingen wir mit einer Aktie so unmissverständlich ins Gericht wie mit S&T. Angesichts der ehedem verfügbaren Quartalszahlen kam uns Anfang 2011 das „Grauen“. Die Tage des Wiener IT-Dienstleisters schienen gezählt. Zum gleichen Zeitpunkt schrieb das heute dominierende Unternehmen hinter S&T eifrig an seiner Erfolgsstory: Die Linzer Quanmax AG (früher Gericom) machte mit Wachstumszahlen von sich reden und war längst im heute so wichtigen Cloud Computing aktiv. Quanmax übernahm S&T Ende 2011 mehrheitlich und fusionierte 2012 endgültig.
In Börsenforen wurde die in Frankfurt notierte Quanmax ab 2009 von einigen wenigen diskutiert. Wer damals Mut hatte, kaufte um die 60 Cent, stand Höhen und Tiefen durch und hält heute unter dem Namen S&T ein Papier mit rund 3,25 €. Zuletzt gab S&T im Oktober 2014 ordentlich Gas und wertete innerhalb weniger Wochen fast 40 Prozent auf. Hintergrund war ein Smart-EnergyAuftrag über 20 Millionen US-$ – der bisher größte der Firmengeschichte.
Mit dem Aufschwung von gut 2,50 € auf über 3,50 € wurde eine Kursmarke gesetzt, an der die Aktie seitdem erfolglos arbeitet. Derzeit geht es wieder abwärts in Richtung einer Barriere von 3,18 €. Aus unserer Sicht stehen hinter der starken Entwicklung aber Bedingungen, die die Aktie auf lange Zeit attraktiv machen.
Dividendenversprechen
Erstmals gibt es 2014 eine Dividende (0,06 €). S&T hat zwar keine gewinnbezogene Richtlinie. Doch: „Sie wird immer gleich oder mehr als im Vorjahr sein“, verspricht CEO Hannes Niederhauser. Er ist mit 14,9 Prozent Aktionär und lebt abgesehen von 500 € Grundgehalt von der Dividende. Gleichzeitig wurden dem Management 2014 420.000 Aktienoptionen in Aussicht gestellt (Laufzeit vier Jahre, Wert 36,22 Cent). Das Interesse der Führung am Kurs sollte gegeben sein.
Die Weichen dazu sind gestellt: Die EU verlangt, dass bis 2019 80 Prozent der Haushalte mit intelligenten Stromzählern (Smart Meters) ausgestattet sind. „Ein 40-Milliarden- €-Markt“, so Niederhauser, der vor einem Jahr erst in den Markt ging. Insgesamt sind 200 Millionen Stück erforderlich, um die EU-Quote zu erfüllen. Von derzeit installierten zwölf Millionen Smart Meters stammen vier Millionen von S&T.
Der Sektor Appliances, zu dem Smart Energy gehört, wuchs um 66 Prozent, verglichen mit S&T-weiten sechs Prozent. Die EBITDA-Marge beträgt 17 Prozent (Konzern: sechs Prozent). Investitionen in M&A dürfte es angesichts dessen demnächst nicht geben: „Ich brauche keine Zukäufe, wir können dank Smart Grid organisch schnell wachsen“, so Niederhauser zum WirtschaftsBlatt. Die unrentable Hardware hingegen wird stark reduziert. Die Devise: „Keine Hardware ohne Service.“ Gleichzeitig soll der Ausbau von Cloud-Diensten die Margen weiter steigern. Bei Security entfalle bereits der halbe Umsatz auf Cloud-Dienste (z.B. virtuelle Firewalls). „Das hat die Margen sehr gut gesteigert. Ich brauche kein Kastl mehr zu verschicken“, so Niederhauser. „Unser bester Verkäufer war Edward Snowden. Wir haben drei Staaten mit der ,Steel Cloud‘ ausgerüstet, die das Land nicht verlässt“, so Niederhauser zum neuen Sicherheitsbedürfnis. Aktuell liefen bei S&T Pilotprojekte für mögliche Aufträge im Wert von drei Milliarden €.